Ah, ein sehr gutes Thema, v.a. weil ich gerade auch Studiumstechnisch lerne, auf solche Fragen korrekt antworten zu können ^^
Also bevor man Fragen dieser Natur beantworten kann, sollte man erstmal klären, ob alle beteiligten dasselbe unter den gebrauchten Wörtern verstehen.
Zunächst: Was meinst du mit "glauben"?
Glauben im Sinne von "Nicht Wissen"? (Ich weiß nicht wie es ist, aber ich glaube es ist soundso)
Glauben im Sinne von "Nach besten Gewissen für korrekt halten/Vertrauen"? (Ich glaube, ich hab das Licht brennen lassen/etc...)
Glauben im Sinne von "Für wahr halten/Überzeugung"? (Ich bin überzeugt, soundso ist es!)
Gerade was spirituelle/religiöse/mythologische Dinge (wozu ich Himmel/Hölle/Götter mal zähle) angeht, verwende ich "glauben" eher im Sinne von Überzeugung. Denn nur aus Überzeugung heraus kann man sich auch auf ein Bekenntnis berufen.
Was ist jetzt aber mit "Für wahr halten" gemeint?
Bin ich überzeugt, Himmel und Hölle sind Orte, "an die man nach dem Tod kommt"? Nein.
Glaube ich an einen Himmel? Ja.
Damit diese Aussage Sinn ergibt, muss geklärt werden, welcher Wahrheitsbegriff verwendet wird, also welches Verständnis von "Wahr" und "Wahrheit" zugrunde gelegt wird. Gemeinhin gibt es 3 Theorien über "Wahrheit":
Korrespondenztheorie: "Wahrheit ist die Übereinstimmung von Sache und Aussage"
Wenn sich eine Aussage also Objektiv überprüfen lässt, wird sie als Wahr angesehen.
Ist der Himmel blau? *hochguck* Bei schönem Wetter, Ja. Sitzt da der liebe Gott auf einem Wölkchen und guckt runter? *hochguck* Nö.
Der erste Mensch im All, Juri Gargarin, soll gesagt haben: "Ich komme gerade aus dem Himmel/Weltraum, Gott habe ich da nicht gesehen."
Heißt das nun, es gibt zwar einen Himmel, weil wir ihn sehen, aber keine Götter darin, weil wir die nicht sehen können? Mit objektiver Überprüfbarkeit kommen wir also nicht weiter.
Koheränztheorie: "Wahr können nur solche Sätze sein, die sich mit anderen wahren Sätzen vereinbaren lassen."
"Der Ball rollt." - "Der Ball ist rund." - "Runde Dinge rollen."
Gerade in den Naturwissenschaften werden viele Wahrheiten durch Schlussfolgerungen (die anschließend in Experimenten verifiziert werden) gewonnen.
Wenn ich das Werk eines Gottes/von Göttern sehe, "Wunder" beobachten kann, Phänomene erlebe, die sich nur durch "himmlisches" Eingreifen erklären kann... dann kann ich daraus auch einen Rückschluss auf eine "höhere Wesenheit" ziehen, oder?
Leider lassen sich Wunder und Phänomene nicht experimentell be- oder widerlegen, aber, aufgrund meiner Erfahrungen, können sie für mich, also Subjektiv, wahr werden.
Konsenstheorie: "Als wahr können solche Sätze gelten, die die Zustimmung der kompetenten Diskurspartner finden."
Oha. Was heißt das denn? Nunja... Wir reden immer davon, dass "Wahr" ist, was "man" überprüfen kann.
Die Erde dreht sich um die Sonne. Das ist so eine Wahrheit. Das lässt sich überprüfen, indem man... ähm... ja, sicherlich kann mans bestimmt ausrechnen. Oder? Jemand ne Idee wie man es überprüfen... wie ICH es überprüfen kann?
Wir wissen, dass es wahr ist, weil es uns erzählt wird. Weil wir ins Lexikon gucken und nachlesen können. Lexikonartikel, die von Astrophysikern verfasst wurden, also von einem kompetenten Menschen. Zumindest hoffen wir das er kompetent war. Und seine Diskurs(Diskussions)partner, also andere Astrophysiker, die ihm zugestimmt haben, ebenso kompetent waren.
Was wir... also Du und Ich hier und jetzt überprüfen können, ist, dass sich der helle Punkt an der Kuppel da oben bewegt. Wir müssen also auf die Aussagen von kompetenten Menschen vertrauen.
Aber wenn es um Glauben geht? Wer ist da kompetenter als ich selbst, wenn es darum geht, woran ich glaube, was ich für wahr halte?
Wenn ich sage, ich glaube an den Himmel, heißt das also nicht: "Ich weiß es nicht, aber es könnte einen Himmel geben" und es heißt auch nicht: "Ich weiß, dass es einen überprüfbaren Ort gibt, der Himmel genannt wird."
Es heißt vielmehr: "Ich bin der Überzeugung, dass der Tod des Körpers nicht das Ende der wahrnehmbaren Existenz ist."
Ich spreche nicht von einem paradiesischen Garten (Der, im Gegensatz zum "Himmel" sich übrigens aufgrund der Biblischen Darstellung tatsächlich lokalisieren lässt... Eden liegt (wahrscheinlich) im Dreistromland, in der heutigen Türkei), noch von einem Wölkchendurchfluteten Äther, in dem kleine Engelchen mit Harfen umherflattern.
Ebenso, wenn ich sage, ich glaube an Gott, heißt das nicht: "Ich denke, da sitzt irgendwo ein bärtiger Alter, der Schicksalsentscheidungen trifft und hübschen Mädels beim duschen zuguckt" (Was ich tun würde, wenn ich alleswissend und allessehend wäre... *lechz*), sondern es heißt viel mehr: "Ich bin überzeugt, es gibt ein allumfassendes (göttliches) Prinzip, nachdem sich die Regeln unseres Universums aufgebaut haben."
Erst, nachdem ich all diese Begriffe, und wie ich sie verstehe, erläutert habe, kann ich deine Frage ruhigen Gewissens beantworten: Ja, liebe Kiba, ich glaube an Himmel und Gott.
(Nich an Hölle, mit dem Begriff sind mir zu viele plastische Vorstellungen verbunden).